Solide Fundamentaldaten, angemessene Bewertungen und ein attraktives Ausschüttungspotenzial sprechen auch in einem unsicheren Konjunkturumfeld für ein fortgesetztes Engagement in Unternehmensanleihen.
Anleger reduzieren häufig ihre Allokation in Unternehmensanleihen – insbesondere in den unteren Bonitäten –, wenn sich die Konjunkturaussichten eintrüben, wie es derzeit zweifelsohne der Fall ist.
Das bedeutet unserer Meinung nach nicht, dass Anleger sich von Unternehmensanleihen fernhalten sollten. Es ist unwahrscheinlich, dass ein langsameres Wirtschaftswachstum zu einer generellen Verschlechterung der Kreditbedingungen oder – im Falle von Hochzinsanleihen – zu einer Welle von Herabstufungen oder Ausfällen führen wird. Hier sind die Gründe:
Grund 1: Solide Fundamente
Die Fundamentaldaten von Unternehmen sind an der Schwelle zu einem Abschwung in der Regel schwach. Heute gehen sowohl Investment-Grade- als auch Hochzinsunternehmen aus einer Position der Stärke in diese Phase.
Beginnen wir mit den Emittenten mit Investment-Grade-Rating: Umsatzwachstum und Gewinnmargen sind auf dem höchsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt, und die Unternehmen verwalten ihre Bilanzen konservativ. Das hat dazu beigetragen, dass die positiven Gewinnüberraschungen im ersten Quartal überwogen. Zyklische Branchen wie die Automobil- und die Investitionsgüterindustrie, von denen man erwarten würde, dass sie sich in einem Umfeld mit langsamem Wachstum schwertun, haben gut abgeschnitten.
Die Unternehmen haben sich in den letzten Jahren auch in hervorragender Weise niedrige Finanzierungsbedingungen gesichert; es wird einige Zeit dauern, bis sich die Auswirkungen höherer Zinsen in den Zinsausgaben niederschlagen. Der Verschuldungsgrad, der Deckungsgrad und der freie Cashflow der Investment-Grade-Emittenten haben sich verbessert.
Bei den Hochzinsanleihen stellten viele Emittenten während der Pandemie auf ein konservativeres Bilanz- und Liquiditätsmanagement um, was zur Erholung der Profitabilität beitrug. Die schwächsten Emittenten hingegen wurden aussortiert, als die Ausfälle bei Hochzinsanleihen im Oktober 2020 mit 6,3 % ihren Höhepunkt erreichten.
Darüber hinaus wurden einige ausgefallene Anleihen durch Anleihen mit dem niedrigsten Investment-Grade-Rating ersetzt, die in den Hochzinsbereich abstiegen. Diese „gefallenen Engel“ trugen dazu bei, die Bonität des Index insgesamt zu verbessern. Heute machen Anleihen mit BB-Rating – dem höchsten Rating für Hochzinsanleihen – 49 % des Marktes aus, verglichen mit 43 % im Durchschnitt der letzten 20 Jahre.
Hochverzinsliche Unternehmen verlängerten nach der Pandemie auch ihre Laufzeiten, was eine Schlüsselkomponente der Risikoreduzierung darstellt. Die gewichtete durchschnittliche Fälligkeit des breiteren Marktes fiel von einem langfristigen Durchschnitt von 6,6 Jahren auf 5,1 Jahre. In den nächsten 12 bis 18 Monaten scheint der Umfang der fällig werdenden Schulden überschaubar zu sein; wir gehen davon aus, dass die Ausfallquote in den USA in diesem Zeitraum in einem niedrigen Bereich von 4 % bis 5 % bleiben wird. Darüber hinaus wird jedoch der Refinanzierungsbedarf steigen. Wie schwierig die Refinanzierung sein wird, hängt davon ab, wie gut sich die Wirtschaft mittelfristig entwickelt – und unterstreicht die Bedeutung einer selektiven Anlagestrategie.
Grund 2: Vernünftige Bewertungen
Die Kreditspreads – die Differenz zwischen den Renditen von Unternehmensanleihen und Staatsanleihen – bewegen sich sowohl bei Investment-Grade- als auch bei Hochzinsanleihen in der Nähe ihrer langfristigen Durchschnittswerte (Abbildung), während die Durchschnittskurse von auf US-Dollar und Euro lautenden Anleihen nahe den Tiefstständen liegen, die zuletzt während der globalen Finanzkrise verzeichnet wurden.