Der S&P 500 erzielte im Berichtsquartal trotz der unterdurchschnittlichen Wertentwicklung der Glorreichen Sieben positive Erträge. Dies könnte darauf hindeuten, dass eine größere Gruppe hochwertiger Unternehmen, die in den vergangenen Quartal vernachlässigt wurden – wir nennen sie die „Glorreichen Anderen“ (the Magnificient Others) –, von nun an gefragt sind.
Sanfte oder harte Landung der USA?
Die Neubewertung der Tech-Giganten ereignete sich in einem Schlüsselmoment für die Weltwirtschaft. Der nachlassende Inflationsdruck veranlasste große Zentralbanken wie die Fed, die Europäische Zentralbank und die Bank of England, eine Abkehr von ihren restriktiven Geldpolitiken einzuleiten, um einer Abschwächung des gesamtwirtschaftlichen Wachstums zuvorzukommen.
Auch wenn in den USA weiterhin reale Risiken bestehen, halten wir eine sanfte Landung, d. h. eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums, für wahrscheinlicher als eine Rezession. Die Zinssenkung der Fed im September setzte einen geldpolitischen Lockerungszyklus in Gang, der sich nach der Einschätzung der Ökonomen von AB über mehrere Quartale hinziehen dürfte. Das Tempo und der Umfang der künftigen Senkungen in den USA und Europa werden die Marktrenditen und die Wertentwicklung der Unternehmen beeinflussen. Wir glauben dennoch nicht, dass der Verlauf der Zinssenkungen für langfristig orientierte Aktienanleger im Mittelpunkt stehen sollte. Dafür gibt es zwei Gründe:
Erstens erwarten wir, dass die Inflation ungeachtet dessen, wie die Zinssenkungen umgesetzt werden, auf einem höheren Stand verharren wird als in den letzten zehn Jahren. Unser Research legt nahe, dass Aktien in den letzten hundert Jahren in Phasen moderater Inflation von entscheidender Bedeutung für die Generierung von Realrenditen waren.
Zweitens sind wir der Auffassung, dass die langfristige Wertentwicklung von Aktien hauptsächlich von den Gewinnen und Cashflows der Unternehmen abhängt. Wenn Wirtschaftswachstum und Zinssenkungen negative Auswirkungen auf die Unternehmen haben, können aktive Anleger die Unternehmen ins Auge fassen, die ihre Gewinne auch in einem schwierigen Umfeld steigern können, denn auch unter schwierigeren Bedingungen gibt es Gewinner und Verlierer.
Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Die Verteilung der Gewinne wird offenbar besser. Die hohen Erwartungen an das Gewinnwachstum der Glorreichen Sieben scheinen sich abzuschwächen. Und im dritten Quartal ließen die Konsensschätzungen für die Gewinne erkennen, dass Nicht-US-Unternehmen zu US-Unternehmen aufschließen (Abbildung). Auch wenn die Lücke wahrscheinlich nicht ganz geschlossen wird, schaffen attraktive Bewertungen außerhalb der USA Gelegenheiten für Anleger, Unternehmen mit ausgezeichneten Fundamentaldaten zu finden, deren geschäftliche Stärken nicht von ihren Aktienkursen widergespiegelt werden. In den USA erscheinen die Bewertungen außerhalb des Mega-Cap-Segments – gemessen am S&P 500 Equal Weight – ebenfalls attraktiv.