Die Unternehmen oben rechts gelten als risikoreicher, weshalb wir ihnen höchste Priorität einräumen. Doch diese Unternehmen sind nicht unser einziger Fokus. Die Matrix stellt ein Risikospektrum dar: Die Unternehmen unten links könnten wir als weniger vorrangig für ein Tätigwerden betrachten, aber sie sind sicherlich nicht risikofrei.
Ein Unternehmen, das gewerbliche Immobilien in einem Land besitzt, könnte beispielsweise durch die von einem Reinigungsunternehmen eingesetzten Wanderarbeiter immer noch dem Risiko der modernen Sklaverei ausgesetzt sein. Auch wenn die REITs-Branche im risikoärmeren Teil der Matrix erscheint, könnte unser unternehmensspezifisches Fundamentalresearch ein REIT-Unternehmen aus ihrer Vergleichsgruppe herausgreifen und sie einem anderen Quadranten zuordnen.
Nutzung von spezialisiertem Research
Für jeden Risikofaktor gibt es zahlreiche Quellen von Dritten, die hochwertige Analysen zur modernen Sklaverei anbieten.
Der Global Slavery Index (GSI) der Walk Free Foundation beispielsweise liefert eine nach Ländern geordnete Rangliste der Zahl der Opfer moderner Sklaverei, analysiert die Reaktionen der Regierungen und erläutert die Faktoren, die Menschen in Gefahr bringen. Die Daten helfen uns, die Gefährdung einzelner Unternehmen auf der Grundlage der Länder zu beurteilen, in denen sie tätig sind und/oder Waren beziehen.
Wir haben festgestellt, dass das weltweite Bewusstsein für das Risiko der modernen Sklaverei uns Aufschluss darüber geben kann, wie die Unternehmen darauf reagieren. Es ist beispielsweise bemerkenswert, dass sich Supermarktketten in Europa und den USA einer Initiative angeschlossen haben, um die Risiken für die Menschen in der thailändischen Fischereiindustrie zu verringern. Auch Elektronik-, Einzelhandels-, Automobil- und Spielzeugunternehmen setzen sich über die gemeinnützige Responsible Business Alliance (RBA) für die Rechte und das Wohlergehen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in ihren globalen Lieferketten ein.
Grundlagenforschung und Engagement: Der Weg zu einem besseren Verständnis
Die Kartierung von Unternehmen anhand des Priorisierungsrahmens und der Matrix ist nur der erste Schritt zur Bewertung des Risikos der modernen Sklaverei. Um die einzelnen Unternehmen und ihre Risiken und Maßnahmen im Bereich der modernen Sklaverei vollständig zu verstehen, müssen die Anleger jedes Unternehmen entsprechend seiner Risikopriorität genau untersuchen.
Das erfordert nicht nur gute Researchfähigkeiten und die Zusammenarbeit zwischen ESG-Experten und Fundamentalanalysten. Es bedarf auch der Bereitschaft, direkt mit den Managementteams der Unternehmen in Kontakt zu treten, und einer klaren Vorstellung von den besten Praktiken bei der Identifizierung und dem Management von Risiken der modernen Sklaverei.
Mit den richtigen Instrumenten und Prozessen haben Anleger eine viel bessere Chance, das Risiko der modernen Sklaverei genau zu erkennen und die Bemühungen zur Ausrottung der modernen Sklaverei in der ganzen Welt voranzutreiben.
Dieses Dossier ist Teil einer Reihe von Erkenntnissen darüber, wie man die potenzielle Gefährdung durch moderne Sklaverei im Rahmen des Anlageprozesses bewerten und angehen kann, indem man die direkten Geschäftstätigkeiten der Unternehmen und ihre globalen Lieferketten analysiert.