Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Arzneimittelentwickler können gute Investments sein. Eine Anlage sollte aus unserer Sicht aber nicht auf der Basis von Studienergebnissen eines COVID-19-Impfstoffs oder einer anderen Arznei erfolgen.
Was macht ein tragfähiges Geschäftsmodell im Gesundheitssektor aus?
Die Identifikation von Gesundheitsunternehmen, die über ein starkes Geschäftsmodell verfügen, ist eine deutlich bessere Strategie. Ein solcher Ansatz führt aus unserer Sicht zu einer deutlich stabileren Wertentwicklung und vorhersehbareren langfristigen Renditen.
Solide Unternehmen des Gesundheitssektors haben ähnliche Merkmale wie gute Unternehmen aus anderen Branchen. Vor allem hohe oder sich verbessernde Kapitalrenditen und eine hohe Reinvestitionsquote deuten auf einen Wettbewerbsvorteil hin. Wenn Unternehmen Gewinne erzielen, die über ihren Kapitalkosten liegen, und diese in das Unternehmen reinvestieren, spricht das nach unseren Analysen für ein solides Geschäftsmodell.
Medizinthemen sind einen Blick wert
Mehrere Themen sprechen für eine gute Geschäftsentwicklung im Gesundheitssektor. Die Fortschritte bei der Sequenzierung des menschlichen Genoms führen zu erheblichen Verbesserungen in der Diagnostik. Durch minimal-invasive Therapien und Roboterchirurgie können Krankenhäuser den Patientenumsatz steigern und Gesundheitssysteme Kosten einsparen. Die Telemedizin hat während der Pandemie einen Aufschwung erfahren, da virtuelle Konsultationen bei Patienten immer beliebter werden.
Unternehmen, die in diesen Bereichen tätig sind, können über ein starkes Wachstumspotenzial verfügen, das leichter zu prognostizieren ist als die Erfolgsaussichten jeglichen Arzneimittelkandidats. Illumina ist beispielsweise ein führender Anbieter von Instrumenten und Reagenzien für die DNA-Sequenzierung, die in der klinischen Diagnostik in Bereichen wie der Onkologie eingesetzt wird, und verfügt über Wettbewerbsvorteile, was die Genauigkeit und die Kosten betrifft. Edwards Lifesciences stellt Aortenklappen her, dank derer in vielen Fällen Operationen am offenen Herzen vermieden werden können, was ein Vorteil für Krankenhäuser und Patienten ist, in normalen Zeiten und insbesondere während einer Pandemie.
Blockbuster-Medikamente sind ein Bonus
Bei einigen attraktiven Gesundheitsunternehmen ist es zu einem vorübergehenden Nachfrageeinbruch gekommen, da aufgrund von COVID-19 nicht dringende medizinische Eingriffe verschoben wurden. Produkte und Dienstleistungen, die für Patienten und Gesundheitssysteme Effizienzgewinne bringen, werden sich aus unserer Sicht jedoch im Laufe der Zeit durchsetzen, insbesondere wenn sich die Bedingungen in der Branche nach der Corona-Krise normalisieren. Die Wettbewerbsvorteile dieser Unternehmen können bereits heute identifiziert und analysiert werden.
Wenn endlich ein COVID-19-Impfstoff auf den Markt kommt, werden wir uns wie alle anderen auch darüber freuen und auf eine Rückkehr zur Normalität hoffen. Aktienanleger sollten sich bei ihren Anlageentscheidungen aber nicht von Schlagzeilen und der Rally bei Impfstoffentwicklern beeinflussen lassen. Ein Gesundheitsportfolio sollte vor allem Unternehmen enthalten, die über langfristige Wettbewerbsvorteile verfügen. Falls eines dieser Firmen einen COVID-19-Impfstoff oder ein anderes Blockbuster-Medikament auf den Markt bringt, sollte man dies als Bonus betrachten.