Die Erholung wird auch geldpolitisch mit Zinssenkungen und Konjunkturpaketen zur Unterstützung des Wachstums nachhaltig begünstigt, da die Inflation voraussichtlich niedrig sein wird, sodass der Druck für höhere Zinsen wahrscheinlich gering sein wird.
Darüber hinaus hilft die jüngste Schwäche des US-Dollars Unternehmen und Ländern, die sich in US-Dollar verschuldet haben, beim Zugang zu den Kapitalmärkten und bei der Rückzahlung ihrer Schulden. Entscheidend ist, dass dies den Druck auf die verschuldeten Regierungen der Schwellenländer mildert und es ihren Zentralbanken ermöglicht, eine lockere Geldpolitik beizubehalten. Ein schwacher US-Dollar unterstützt die Risikobereitschaft von EM-Anlegern und wird typischerweise mit hohen EM-Aktien- und -Anleihenerträgen in Verbindung gebracht.
Die Bewertungen der Vermögenswerte der Schwellenländer sind ebenfalls ermutigend. Da die Gewinne der EM-Unternehmen im nächsten Jahr voraussichtlich um über 30 % steigen werden, erscheinen ihre Aktienkurse im Vergleich zu DM-Unternehmen besonders günstig. So beträgt beispielsweise das Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhältnis, das die Bewertung einer Aktie im Verhältnis zu ihrem Wachstumspotenzial misst, in den Schwellenländern nur 0,44 – etwa die Hälfte des US-Verhältnisses von 0,82. An den EM-Anleihenmärkten sehen die Spreads im Hochzinssektor ebenfalls sehr attraktiv aus, nahe den Zehnjahreshöchstständen im Vergleich zur USA.
Unserer Ansicht nach gibt es in der Erholungsphase weiteren Spielraum für EM-Anlagen. Dennoch halten sich viele Anleger nach wie vor zurück, insbesondere bei Aktien aus den Schwellenländern. Der institutionelle Besitz von EM-Aktien liegt derzeit bei 7 % des gesamten verwalteten Vermögens – so niedrig wie kurz vor der starken Rallye im Jahr 2017, als der MSCI Emerging Markets Index um 37 % anstieg.
Warum die Zurückhaltung bei EM-Investments? Zum einen werden die Schwellenmärkte allgemein als relativ riskant angesehen. Es stimmt, dass im derzeitigen Umfeld der erhöhten Unsicherheit mit einer erhöhten kurzfristigen Volatilität gerechnet werden muss. Wir gehen jedoch davon aus, dass die Schwellenländer von einem erneuten Engagement der USA in multilateralen Institutionen wie der Welthandelsorganisation unter einer Biden-Präsidentschaft profitieren werden. Eine größere Handelssicherheit, die auch unter einer Biden-Regierung wahrscheinlich ist, könnte zudem exportorientierten Schwellenländern helfen.
Die Stärke eines uneingeschränkten Multi-Asset-Ansatzes
Anleger in einzelnen Anlageklassen könnten unserer Ansicht nach einen Großteil der Chancen der Schwellenländer verpassen. Zu diesem entscheidenden Zeitpunkt sollten Anleger ihre Portfolios so positionieren, dass sie von den Entwicklungen im gesamten EM-Spektrum profitieren. Durch die effiziente Kombination von Allokationen in Aktien, Anleihen und Währungen können Anleger flexibel auf die breite Palette von Chancen zugreifen, die durch fundamentale, bewertungstechnische und technische Maßnahmen signalisiert werden.
Ein dynamisch verwaltetes EM-Multi-Asset-Portfolio kann unserer Ansicht nach aktienähnliche Erträge bei weitaus geringerer Volatilität und flacheren Drawdowns bieten. Es kann zudem attraktive Einkommensniveaus generieren. Durch die Betrachtung des gesamten Spektrums der Aktien- und Anleihenmärkte ist es möglich, in jeder Region Wertpapiere auszuwählen, die ein attraktives risikobereinigtes Ertragspotenzial bieten. So sind wir beispielsweise der Ansicht, dass brasilianische Anleihen mit einer Rendite von 4 % im Vergleich zu hochvolatilen brasilianischen Aktien sehr attraktiv aussehen (Abbildung, unten).