Derzeit gibt es weltweit 68 Märkte für die Einhaltung der Vorschriften, auf die etwa 23 % der gesamten Treibhausgasemissionen entfallen. Die starke Nachfrage übersteigt inzwischen das Angebot, und die Preise haben auf einigen Märkten neue Höchststände erreicht. Im Jahr 2021 wurden weltweit Einnahmen in Höhe von etwa 84 Milliarden US-Dollar erzielt, gegenüber 53 Milliarden US-Dollar im Jahr zuvor. Ein rasches Wachstum wird vor allem auf dem Markt für freiwillige Kompensationsmaßnahmen erwartet, auf dem Unternehmen Gutschriften aus Initiativen zur CO2-Reduzierung erwerben, die nicht unbedingt an gesetzliche Regelungen gebunden sind. Nach Angaben der Weltbank werden die Ausgleichsaktivitäten auf dem freiwilligen Markt im Jahr 2021 zum ersten Mal die Marke von 1 Billion US-Dollar erreichen.
Die Marktparameter und -regeln beginnen sich zu verfestigen
Ausgleichsmaßnahmen befinden sich als eigenständige Anlageklasse noch in der Entwicklungsphase. Die Märkte nehmen allmählich Gestalt an, da Regulierungsbehörden und andere Gruppen dazu beitragen, einige Regeln zu kodifizieren.
Der noch ausstehende Leitfaden der Institutional Investors Group on Climate Change (IIGCC) beschreibt beispielsweise die besten Praktiken für das Engagement von Unternehmen und die Kapitalallokation. Die jüngste globale UN-Klimakonferenz „COP26“ endete mit einer erstmaligen multinationalen Vereinbarung über Handelsstandards. Dazu gehören klarere Regeln zur Erleichterung der Arbitrage zwischen den Rechtsordnungen der Industrie- und Schwellenländer, was als entscheidend für eine weltweite Akzeptanz angesehen wird.
Anleger sind sich der Rolle von Ausgleichsgeschäften bei ESG stärker bewusst
Auch das Interesse der Anleger an Ausgleichsmaßnahmen nimmt stetig zu, da die Verpflichtungen der Unternehmen zur Bewältigung des Klimawandels immer stärker in den Vordergrund rücken und mehr Lösungen auf den Tisch gelegt werden. Es wird erwartet, dass der Aktionärsaktivismus im Bereich ESG in den kommenden Jahren stark zunehmen wird, wobei der Faktor „E“ unter erheblichen Druck geraten wird. In diesem Sinne sind sich immer mehr Anleger bewusst, wie sich Ausgleiche unter anderem direkt auf den Cashflow, den Ruf und das rechtliche Ansehen eines Unternehmens auswirken können (Abbildung). Wenn also das Carbon Disclosure Project (CDP) berichtet, dass nur 100 Unternehmen für 71 % der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, sind die Aktionäre hoch motiviert, sich für wirksame Gegenmaßnahmen einzusetzen.