Steigende Akzeptanz von Elektroautos wirft Fragen zu ESG-Themen auf
Die Elektroautoindustrie wandelt sich rasch vom Nischenanbieter zum Massenproduzenten. Die Nachfrage nach Mineralien wächst schnell und die damit verbundenen ESG-Auswirkungen nehmen ebenfalls zu. Aber die ethischen Probleme machen nicht bei der Rohstoffindustrie halt. Bei der Herstellung von Autoteilen, der Fahrzeugmontage und der zugehörigen Energieinfrastruktur (wie etwa bei Stromversorgern und Anbietern von Ladestationen) muss sichergestellt werden, dass die Lieferkette verantwortungsvoll gesteuert und finanziert wird.
Gewinnung und Verarbeitung von Mineralien sind die wichtigsten Problemfelder …
Im gesamten Elektroauto-Ökosystem ist mit einem enormen Anstieg der Nachfrage nach sechs Mineralienarten zu rechnen: Kupfer und Aluminium (zum Beispiel für den Ausbau der Stromnetze und für die Verkabelung, Motoren und Batteriegehäuse von Elektroautos), Kobalt, Lithium und Nickel (Bestandteile von Elektroauto-Batterien) sowie Seltene Erden – eine Gruppe chemisch ähnlicher Metallelemente, die in Elektromotoren verwendet werden. Das birgt das Risiko, dass die ökologischen und sozialen Vorteile der Umstellung auf E-Fahrzeuge durch die Abfall- und Wasserverschmutzung und die hohen Emissionen, die sich aus dem verstärkten Abbau und der Verarbeitung von Mineralien ergeben, zunichtegemacht werden könnten.
… aber Elektroautos benötigen auch zahlreiche neue Technologien
Die Gewinnung und Verarbeitung von Mineralien steht am Anfang der Wertschöpfungskette von Elektrofahrzeugen. Es folgen die Herstellung von Batteriezellen (die Produktion von Stromquellen mit aufbereiteten Mineralien), die Montage von Akkus (bei der die einzelnen Zellen zu Verbundgehäusen zusammengesetzt werden) und die Herstellung der Elektrofahrzeuge selbst (einschließlich der Integration der Batterien).
Jede dieser Phasen erfordert technologische Fortschritte. Daher muss sichergestellt werden, dass die Unternehmen in jedem Glied der Lieferkette über ausreichende Forschungsressourcen verfügen und sich verpflichten, diese verantwortungsvoll einzusetzen. So wird der Volkswagen-Konzern in den nächsten fünf Jahren rund 73 Milliarden Euro für Elektrifizierung, Hybridantriebe und digitale Technologien ausgeben – weit mehr als seine europäischen Konkurrenten. Kürzlich verpflichtete sich General Motors (GM), bis 2025 35 Milliarden US-Dollar auszugeben.
Elektroauto-Zeitalter verzahnt sich mit „Automobil 2.0“
Der Übergang zu Elektroautos geht Hand in Hand mit dem umfassenderen Projekt „Automobil 2.0“ für das Zeitalter des autonomen Fahrens. Diese Initiative dürfte zu einer erheblichen Verringerung der Emissionen führen, sowohl durch einen sparsameren Einsatz der Fahrzeuge als auch durch Techniken wie „Platooning“ (kraftstoffsparende Konvois, die gleichmäßig mit konstanter Geschwindigkeit fahren). Auch die Zahl der Autounfälle und der Todesopfer dürfte sich dadurch verringern.
Aus technologischer Sicht wird „Automobil 2.0“ ein erheblich größeres Datenvolumen und eine höhere Datenverarbeitungsleistung sowie eine ausgefeiltere Software erfordern, um das „Gehirn“ der Fahrzeuge der nächsten Generation zu schaffen. Anleger müssen mit den Unternehmen zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass ihre Managementteams bereit sind, diese Vielzahl neuer Möglichkeiten zu nutzen und Obsoleszenz zu vermeiden.
Engagement fördert nachhaltige Praktiken
Unser Research und unser unternehmensweites Engagementprogramm zeigen, dass einige Unternehmen erfolgreich verantwortungsvolle Praktiken einführen und Veränderungen planen, während andere hinterherhinken. Die wiederholten Treffen mit der Geschäftsleitung zeigen uns außerdem, dass die Unternehmen auf konstruktives Engagement der Investoren positiv reagieren. Obwohl es noch ein langer Weg ist, bis wir verantwortungsbewusste Akteure in jedem Teil der Lieferkette identifizieren können, arbeiten wir weiterhin gewissenhaft daran, dieses Ziel zu erreichen und machen gute Fortschritte.
Fallstudien: