Es ist schwer, das Jahr 2021 nicht mit einem Seufzer der Erleichterung zu beginnen. Die COVID-19-Impfstoffe sind da, die umstrittenen US-Wahlen liegen hinter uns, und die Brexit-Verhandlungen, die fünf Jahre dauerten, sind abgeschlossen. Das Schlimmste scheint vorbei zu sein.
Aber wir sind noch nicht an Schmitz Backes vorbei. Die Verteilung der Impfstoffe muss nun die Ausbreitung einer wesentlich ansteckenderen Variante des Virus überholen. Die meisten Länder werden in absehbarer Zeit nicht zur Tagesordnung übergehen. Die Volkswirtschaften werden nachhaltige monetäre und fiskalische Unterstützung benötigen, um sich weiter zu erholen. Und die Bedenken nehmen zu, dass das zweite US-Fiskalpaket – trotz eines Preisschilds von fast einer Billion US-Dollar – nicht nur zu spät, sondern auch zu wenig sein könnte.
Für Anleihenanleger bedeutet das: niedrige und negative Renditen, eine starke Nachfrage nach Einkommensaktiva und episodische Marktvolatilität.
Mit Niedrigrenditen umgehen
Mit dem Beginn der Impfprogramme steigen die Chancen, dass das globale Wachstum in der zweiten Jahreshälfte 2021 stark anziehen wird. Kurzfristig bleibt die Erholung jedoch fragil und eine weiterhin unterstützende Fiskal- und Geldpolitik unerlässlich.
In diesem Umfeld sind die Zentralbanken nicht geneigt, die Zinsen steigen zu lassen. Das bedeutet, dass die Renditen in den meisten Regionen der Welt auf absehbare Zeit sehr niedrig bleiben dürften.
Gleichzeitig bleibt die Volatilität ein Risiko angesichts der Ungewissheit über die neue Coronavirus-Mutation, der Geschwindigkeit und Leichtigkeit der Einführung von Impfstoffen und des Zeitpunkts für Lockdown-Lockerungen.
Unter diesen Bedingungen muss ein Anleihenportfolio das Abwärtsrisiko begrenzen und gleichzeitig Einkommen und Erträge trotz eines Niedrigzinsumfelds erwirtschaften. Glücklicherweise können die Anleihenmärkte Investoren immer noch helfen, beide Ziele zu erreichen.
Einige Marktbeobachter haben behauptet, dass niedrige und negative Renditen die Fähigkeit von Staatsanleihen behindern, einen Puffer gegen Abwärtsmärkte zu bieten. Wir stimmen zu, dass die Erträge von Staatsanleihen aufgrund des niedrigen Renditeniveaus gedämpfter sein werden als in der Vergangenheit. Wir glauben jedoch, dass die Verknüpfung von angemessenen Erträgen mit Risikoreduzierung aus zwei Gründen irreführend ist.
Erstens deutet eine lange Geschichte extrem niedriger Renditen in Japan darauf hin, dass niedrige Renditen nicht unbedingt mit niedrigen Erträgen einhergehen. In 11 der letzten 12 Jahre lag die Rendite der 10-jährigen japanischen Staatsanleihe bei unter 1 %. Dennoch waren die Erträge im Durchschnitt mehr als doppelt so hoch wie die Renditen. Das liegt an den Kursgewinnen der Anleihen, die im Laufe der Zeit die steile Renditekurve hinunterrollten. Die US-Treasury-Renditekurve ist heute ähnlich steil.
Zweitens dienten Staatsanleihen inmitten des dramatischen Ausverkaufs von Risikoanlagen im März 2020, als die weltweite Pandemie ausbrach, und erneut im September 2020, als die Aktienmärkte stark zurückgingen, als einer der wenigen echten Ausgleiche für die Volatilität der Aktienmärkte.
An Tagen, an denen es am Aktienmarkt abwärts ging, blieb die täglich rollierende Sechsmonatskorrelation zwischen US-Treasuries und dem S&P 500 unter –0,4, obwohl die Rendite 10-jähriger US-Treasuries deutlich unter 1 % lag. Und in Europa, wo die Renditen 10-jähriger deutscher Bundesanleihen weit in den negativen Bereich fielen, als die Aktienmärkte im März und September fielen, wurden die Korrelationen während der Ausverkäufe noch negativer.
Mit anderen Worten: Staatsanleihen wurden defensiver, als Defensivität am nötigsten war. Das spricht für eine Allokation in Staatsanleihen als wesentlichen Puffer in Zeiten erhöhter Volatilität an den Risikomärkten.
Die richtige Balance finden
Das Bedürfnis der Anleger nach Einkommen und Ertrag ist so groß wie eh und je. Anleger, die das Beste aus ihrer Anleihenallokation herausholen möchten, könnten in Erwägung ziehen, ein Engagement in Staatsanleihen mit einer breit gestreuten Mischung aus höher rentierenden festverzinslichen Sektoren in einem einzigen Portfolio zu kombinieren.
Im Gegensatz zu einem traditionellen, an der Benchmark orientierten Portfolio zielt das ausgewogene Portfolio zugleich auf Risikoreduzierung und effizientes Einkommen ab. Dieser Ansatz nutzt relative Wertchancen und profitiert gleichzeitig von den unterschiedlichen Korrelationen zwischen den Sektoren.
Das liegt daran, dass die beiden Gruppen in einem risikoarmen Umfeld negativ korreliert sind, ähnlich wie Staatsanleihen und Aktien.
Ein solches Portfolio, wenn es dynamisch verwaltet wird, kann darüber hinaus zu einem der beiden Pole neigen, wenn sich die Marktbedingungen ändern. Ein aktiver Anleger kann außerdem Chancen nutzen, wenn sie sich ergeben.
Zum Beispiel haben sich einige Risikoaktiva seit Beginn der Pandemie schneller erholt als andere, und aktive Manager können in nachlaufende Sektoren rotieren, bevor diese sich erholen. Volatilitätsspitzen können Gelegenheiten schaffen, um günstig bewertete Anleihen zu ergattern.
Einkommen und potenzielle Erträge erschließen
Aktuell sehen wir Chancen – und attraktive Renditen – in folgenden Bereichen:
Schwellenländeranleihen, insbesondere hochverzinsliche Staatsanleihen. Wir erwarten, dass der Sektor durch den schwächeren US-Dollar, fiskalische Anreize, attraktive Bewertungen und die starke Nachfrage der Anleger nach Einkommen in einem Niedrigzinsumfeld gestützt wird.
Verbriefte US-Aktiva, wie Credit-Risk-Transfer-(CRT-)Wertpapiere, und mit gewerblichen Hypotheken besicherte Wertpapiere. CRTs profitieren neben anderen positiven Faktoren von einem immer noch soliden US-Immobilienmarkt. Verbriefte Vermögenswerte weisen eine niedrige Korrelation mit anderen festverzinslichen Sektoren und anderen Anlageklassen auf, und sie bieten einen gesunden Renditeaufschlag gegenüber Unternehmensanleihen.
Europäische Zinspapiere, einschließlich nachrangiger europäischer Bankanleihen. Da sie in der Kapitalstruktur niedriger angesiedelt sind, bieten nachrangige Anleihen von Investment-Grade-Banken vergleichbare Renditen wie Wertpapiere mit spekulativer Bonität. Tatsächlich übertreffen die Renditen europäischer Additional-Tier-1-Anleihen – die ersten Wertpapiere, die in Mitleidenschaft gezogen würden, wenn die emittierende Bank in Schwierigkeiten geriete – die Renditen europäischer und US-amerikanischer Hochzinsanleihen bei Weitem.
Globale Hochzins-Unternehmensanleihen. Zwar stimmt es, dass sich die Spreads im Jahr 2020 nach der Pandemie-Panik deutlich verengt haben. Doch die Qualität des Hochzinsmarktes hat sich auch verbessert, da schwache Kredite ausfielen (und den Markt verließen), während relativ starke „gefallene Engel“ – Anleihen, die ursprünglich als Investment-Grade eingestuft waren und unter Investment-Grade herabgestuft wurden – hinzukamen. Diese verbesserte Bonität bietet Raum für eine weitere Verengung der Spreads und attraktives relatives Ertragspotenzial.
US-Investment-Grade-Anleihen. Das abnehmende Emissionstempo im Jahr 2020 lässt eine deutlich langsamere Emissionstätigkeit im Jahr 2021 erwarten, selbst wenn einkommenshungrige Investoren eine starke Nachfrage nach US-Unternehmensanleihen ankurbeln. Das führt zu einer sehr positiven Markttechnik. Zudem hat die Streuung der Kreditspreads zugenommen, was auf das Potenzial für besondere Gelegenheiten hinweist. In einem solchen Umfeld ist es besonders wichtig, selektiv vorzugehen. Fundamentaldaten sind wichtig.
Bleiben Sie aktiv und wählerisch
Die gegenwärtige Ära niedriger Renditen und erhöhter Unsicherheit wird wahrscheinlich nicht so bald enden. Aber selektive Anlagen über Regionen und Sektoren hinweg sowie ein angemessenes Gleichgewicht zwischen zins- und bonitätssensiblen Positionen können helfen, die Volatilität zu reduzieren und das Ertragspotenzial zu erhöhen, wenn sich die Weltwirtschaft erholt.
Anleger, die ihr Anleihenportfolio mit diesem dynamischen Ansatz aktiv verwalten, sollten gut aufgestellt sein, um durch raue See zu navigieren.