Die Wertentwicklung an den europäischen Anleihenmärkten gehörte 2022 zu den schlechtesten überhaupt, nachdem Europa die ganze Bandbreite geopolitischer, wirtschaftlicher und marktbezogener Krisen durchlief. Auch wenn die Probleme fortbestehen und wir mit weiteren Phasen der Volatilität rechnen, sind wir der Meinung, dass die schlimmsten Auswirkungen auf die Märkte vorbei sind und die Anleger im Jahr 2023 Chancen entdecken können – insbesondere bei Investment-Grade- und ausgewählten Hochzinsanleihen.
Da viele schlechte Nachrichten bereits auf den Anleihenmärkten eingepreist sind, erscheinen uns die aktuellen Renditenniveaus überzeugend. Die Anfangsrenditen waren in der Vergangenheit ein zuverlässiger Indikator für die künftigen Erträge von Unternehmensanleihen mit einem Zeithorizont von drei bis fünf Jahren. Auf dieser Grundlage stellen Renditen von 4,3 % für auf Euro lautende Investment-Grade-Anleihen und 7,8 % für Hochzinsanleihen ein attraktives risikobereinigtes Ertragspotenzial dar.
Ausblick für europäische Unternehmen positiver als befürchtet
Europas Volkswirtschaften stehen im Jahr 2023 vor einer schwierigen Phase. Wir glauben jedoch nicht, dass ein so schlechtes Szenario wie während der globalen Finanzkrise auf Europa zukommt. Intensive Bemühungen, die Erdgasvorräte wieder aufzufüllen, und ein bislang milder Winter haben das Risiko von Energierationierungen verringert und die Wahrscheinlichkeit eines schweren Wirtschaftsabschwungs reduziert.
Euro-Unternehmensanleihen sind in einer guten fundamentalen Verfassung in die derzeitige schwierige Phase gekommen, was sie widerstandsfähig gegenüber zukünftigen Stürmen macht. Die Gewinnspannen und der Verschuldungsgrad der Unternehmen haben sich von COVID erholt und ein langfristiges Durchschnittsniveau erreicht, und die Gewinne und Cashflows dürften weiterhin ausreichen, um die Auszahlungen an die Anleihengläubiger zu sichern.
Sowohl im Investment-Grade- als auch im Hochzinssegment liegen die Spreads über dem Durchschnitt und die absoluten Renditen sind attraktiv. Es ist möglich, dass sich die Spreads im Zuge der Konjunkturabschwächung weiter ausweiten, aber das derzeitige Renditeniveau bietet einen erheblichen Puffer gegen kurzfristige Verluste (Abbildung unten).