Gesunde Unternehmen auf rationalen Märkten erwirtschaften nach angemessenen Reinvestitionen in der Regel überschüssige Barmittel und müssen sich nicht verschulden, um ihren Betrieb zu finanzieren. Wenn die Nachfrage sinkt, können die Gewinne zurückgehen, aber nicht unbedingt so stark, dass man sich Sorgen um die finanzielle Stabilität eines Unternehmens machen muss.
Auf der anderen Seite können profitable Unternehmen mit hoher Verschuldung Risiken eingehen, die von den Anlegern übersehen werden – vor allem, wenn diese Unternehmen in zyklischen Märkten tätig sind. Das kann sie besonders anfällig für Umsatz- und Gewinnschwächen machen. Eine Verschlechterung der Geschäftsergebnisse in Verbindung mit einem hohen Verschuldungsgrad kann sogar zu einem Solvenzrisiko führen. Deshalb müssen Anleger darauf achten, dass ein Unternehmen, das unter Druck steht, genug investiert, um das künftige Gewinnwachstum zu unterstützen.
Warnende Beispiele in Hülle und Fülle
Wenn die finanziellen Bedingungen über einen längeren Zeitraum hinweg angespannt sind, sind die schwächsten Akteure oft am anfälligsten.
Ein gutes Beispiel ist die Silicon Valley Bank (SVB), die Anfang 2023 innerhalb weniger Tage zusammenbrach. Manchmal dauert es auch länger. Der Transportdienstleister Yellow Roadway war viele Jahre lang verschuldet, bevor er etwa zur gleichen Zeit wie die SVB Konkurs anmeldete, als die Zinsen stärker stiegen, als es die Gläubiger für vertretbar hielten.
Sowohl die SVB als auch Yellow Roadway brachen nach etwa einem Jahr mit höheren Zinsen zusammen. In der globalen Finanzkrise gab es noch weitere abschreckende Beispiele, darunter das Scheitern des aufstrebenden Hypothekenfinanzierers New Century Mortgage und des Investmentbanking-Riesen Bear Stearns. Dieser Leidensweg endete erst 2009 mit der Zwangsumstrukturierung bekannter Unternehmen wie General Motors. Die Verbrauchernachfrage blieb danach noch mehrere Jahre lang gedämpft.
Auch wenn wir nicht erwarten, dass sich dieses Mal etwas so Extremes ereignen wird, hat das heutige Hochzinsumfeld dennoch das Potenzial, Amerikas Verbraucher und Unternehmen erheblich zu belasten. Selbst Unternehmen mit einem hohen freien Cashflow, der hohe Schuldenlasten tragen kann, können davon betroffen sein. Höhere Zinsaufwendungen und die Notwendigkeit, Schulden bei Fälligkeit zu tilgen, können die Geschäftstätigkeit, die Wettbewerbsposition und die Profitabilität eines Unternehmens gefährden. Letztendlich kann sich das auf die Bewertung der Aktie durch die Anleger auswirken.
Anlagestrategien, die den potenziellen Schaden einer hohen Verschuldung und volatiler Cashflows nicht ausreichend berücksichtigen, sind riskant. Die Identifizierung von Unternehmen mit qualitativ hochwertigen Geschäften, überschaubaren Schulden und gesunden Bilanzen kann das Risiko verringern und letztlich das langfristige Ertragspotenzial steigern.