Was ist mit den US-Standardwerten, wo die Performancetrends auch über längere Zeiträume weniger beeindruckend waren? Es stimmt, dass der hochgesättigte US-Aktienmarkt für Großunternehmen es für aktive Manager schwieriger macht, einen Zusatzertrag zu erzielen. Innerhalb der amerikanischen Standardwerte haben jedoch bestimmte Kategorien von aktiven Managern – wie etwa konzentrierte Portfolios – im Laufe der Zeit wesentlich bessere Ergebnisse erzielt. Und selbst im breiteren Universum der US-Standardwerte glauben wir, dass Anleger, die klug einkaufen und sich auf aktive Manager mit einer klaren Anlagephilosophie und disziplinierten Aktienauswahl- und Portfoliokonstruktionsprozessen konzentrieren, Portfolios identifizieren können, die beständig Zusatzerträge erzielen sollten.
3. Risikomanagement ist mehr als nur eine Blackbox
Der Umgang mit Risiken ist in den letzten Jahren sehr viel komplizierter geworden. Die Anleger verfügen über mehr Instrumente, mit denen sie sicherstellen können, dass ein Portfolio auch in volatilen Marktphasen auf Kurs bleibt. Seit der globalen Finanzkrise sind die meisten Risikomodelle, die von Portfoliomanagern verwendet werden, sehr viel ausgefeilter geworden. Doch sie sind auch rückwärtsgerichtet, da sie sich überwiegend auf historische Daten stützen. Infolgedessen hatten viele Standardrisikomodelle Mühe, mit den beispiellosen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie fertig zu werden. Dazu gehörten: die plötzliche Unterbrechung globaler Lieferketten, die Lockdowns, der Zusammenbruch ehemals zuverlässiger Korrelationen zwischen Industriesektoren und Anlagefaktoren und der Zusammenbruch von OPEC+*, der heftige Reaktionen bei den Energiepreisen auslöste.
Um langfristige Risiken effektiv zu managen, können aktive Anleger mehrere Szenarien in Betracht ziehen und Cashflows modellieren, um zu verstehen, wie sich Unternehmen bei einem anhaltenden Umsatzausfall verhalten werden. Große Datenmengen können dabei helfen, Klumpenrisiken zu identifizieren und anzugehen – wenn Gruppen von Aktien, die sich in der Regel nicht ähnlich sind, plötzlich korrelieren. Die Diversifikation kann angepasst werden, um ein Portfolio auf Kurs zu halten, selbst wenn konventionelle Stil- und Faktorkorrelationen zusammenbrechen. Die Kombination einer fundamentalen Unternehmensanalyse mit einer ganzheitlichen Sichtweise, wie Aktien, Sektoren und Szenarien auf neue und unerwartete Weise interagieren, kann Anlegern helfen, beispiellose Portfoliorisiken durch ein historisches Marktereignis zu bewältigen.
4. Politische Risiken: Anpassung an exogene Schocks
Wir leben in unruhigen Zeiten. Viele Länder werden von politischer Polarisierung und Instabilität erschüttert, während die geopolitischen Spannungen anhalten. Brexit und die Handelsspannungen zwischen den USA und China bringen Unsicherheit in eine Welt, die mit den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie und der Rezession fertig werden muss.
Politische Veränderungen hatten historisch gesehen nur minimale Auswirkungen auf die langfristige Entwicklung der US-Aktienmärkte. Die Politik kann jedoch einen tiefgreifenden Einfluss auf Branchen und Unternehmen haben. Und es ist bekanntermaßen schwierig, politische Wendungen vorherzusagen. „Stockpicker“ müssen sich auf das Potenzial exogener Schocks wie politische und regulatorische Entscheidungen einstellen, die einige Unternehmen unverhältnismäßig stark beeinflussen können. Aktive Manager haben die Fähigkeit und Flexibilität, Positionen anzupassen, die anfälliger für politische, geopolitische und regulatorische Risiken geworden sind, und sich verstärkt auf Aktien stützen, die von politischen Entscheidungen profitieren können. Im Gegensatz dazu sind Anleger bei passiven Portfolios voll und ganz den Sektoren oder Unternehmen ausgesetzt, die von einem politischen Ergebnis stärker betroffen sein könnten.
5. Klumpenrisiken meiden
Benchmarks tendieren dazu, sehr konzentriert zu werden, wenn bestimmte Aktien en vogue sind. Während der Dotcom-Blase 1999 beispielsweise machten Technologieaktien 33 % des S&P 500 Index aus; als die Blase platzte, mussten Anleger, die in diesem Sektor zu stark gewichtet waren, massive Verluste hinnehmen. Heute machen die fünf größten US-Aktien 22,6 % des S&P 500 und fast 37 % des Russell 1000 Growth Index aus (Abbildung). Und der Marktwert der 100 größten US-Unternehmen ist heute größer als die Gesamtheit der entwickelten Märkte außerhalb der USA (gemessen am MSCI EAFE). Diese Verzerrungen können sich schnell auflösen, wenn sich die Dynamik dreht.