„Rote Welle“, „blaue Welle“: Staatsausgaben als gemeinsamer Faktor
Eine „rote Welle“ (Abbildung, oben links) mit republikanischer Kontrolle über den Senat und das Weiße Haus würde wohl im Wesentlichen eine Weiterführung der derzeitigen Politik bedeuten. Die Trump-Regierung senkte die Steuern und erhöhte die Ausgaben, als die Wirtschaft stark war, sodass es wenig Grund gibt, bei einer schwachen Konjunktur eine Veränderung zu erwarten.
Die Anweisung des Präsidenten, trotz des Widerstands der Republikaner im Senat Gelder in die US-Wirtschaft zu pumpen, signalisiert seine politischen Prioritäten, und dieser Widerstand würde nach einem erfolgreichen Wahlkampf wahrscheinlich nachlassen. Mit mehr Ausgaben und möglicherweise weiteren Steuersenkungen scheint die „rote Welle“ das günstigste Wahlergebnis für die Finanzmärkte zu sein.
Bei einer „blauen Welle“ (Abbildung, unten rechts) würden die Demokraten die Präsidentschaft und den Senat gewinnen (und damit beide Kammern des Kongresses kontrollieren). Dieses Ergebnis wäre fiskalpolitisch in gewisser Weise ähnlich wie bei der „roten Welle“, aber die Unternehmenssteuersenkungen würden höchstwahrscheinlich wieder rückgängig gemacht. Es wäre dann wohl zu erwarten, dass die Finanzmärkte nach einer „blauen Welle“ kurzfristig Schwierigkeiten hätten.
Aber nach einer „blauen Welle“ wird die Fiskalpolitik höchstwahrscheinlich expansiv sein – die Demokraten im Repräsentantenhaus haben bereits ein Konjunkturpaket in Höhe von 3,5 Billionen US-Dollar verabschiedet, das im Senat feststeckt. Und die Infrastrukturausgaben werden nach einer demokratischen Wende höchstwahrscheinlich steigen. Während also die Steuerpolitik kurzfristig ein Gegenwind für die Märkte sein könnte, würden die Ausgabenpläne tendenziell mittelfristig den Märkten zugutekommen.
Stillstand durch geteilte Macht: Einmal positiv, einmal nicht
Die beiden anderen Szenarien wären Variationen eines Stillstands. Ein republikanischer Präsident und ein demokratischer Senat (Abbildung, unten links) wären die harmlosere Variante, die in vielerlei Hinsicht dem Status quo ähnelt, in dem sich der Senat den Prioritäten des Weißen Hauses widersetzt. Mit der Zeit erwarten wir in diesem Szenario eine Haushaltseinigung, allerdings nach einem langwierigen und schmerzhaften Prozess.
Ein demokratischer Präsident und republikanischer Senat (Abbildung, oben rechts) könnte für die Märkte problematischer sein. Der Senat zögert bereits jetzt, weitere Konjunkturprogramme auf den Weg zu bringen – und würde sehr wahrscheinlich weitere Ausgaben für Konjunkturprogramme ganz verhindern, wenn das Weiße Haus den Besitzer wechselt. Da die US-Wirtschaft und die Finanzmärkte in hohem Maße von diesen Ausgaben abhängen, wären die Risiken einer Double-Dip-Rezession sehr hoch, und die Finanzmärkte würden sehr wahrscheinlich darunter leiden.
Alle diese Szenarien hängen natürlich davon ab, dass das Wahlergebnis am oder ziemlich bald nach dem Wahltag feststeht. Wenn das Ergebnis nicht eindeutig ist, sind alle Wetten verloren. Hoffentlich wird das nicht der Fall sein, und die USA erhalten ein klares Wahlergebnis, das es den Märkten ermöglicht, das Ergebnis zu verarbeiten und voranzuschreiten.