Drei Einkommensthemen für Multi-Asset-Anleger

15. Juli 2023
5 min read

Multi-Asset-Anleger sollten unserer Ansicht nach Anleihen aufstocken, die Duration verlängern und im Segment dividendenstarke Aktien diversifizieren.

Nach einem düsteren Jahr 2022 für die Kapitalmärkte ist der starke Umschwung im Jahr 2023 für Multi-Asset-Anleger ermutigend. Insbesondere wachstumsorientierte Technologiewerte verzeichneten dank des regen Interesses am Potenzial der Künstlichen Intelligenz (Abbildung) besonders starke Kurssprünge.

Rollentausch: Die Nachzügler von 2022 wurden zu den Spitzenreitern von 2023
Rollentausch: Die Nachzügler von 2022 wurden zu den Spitzenreitern von 2023

Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.
Seit Jahresbeginn erzielte Erträge bis zum 30. Juni 2023. Industrieländer (MSCI World), Schwellenländer (MSCI EM), Wachstum (MSCI World Growth), Qualität (MSCI World Quality), Substanz (MSCI World Value), Minimale Volatilität (MSCI World Minimum Vol), Hohe Dividende (MSCI World High Dividend), EM-Anleihen (Bloomberg EM USD Aggregate), REITs (FTSE EPRA NAREIT Developed), Rohstoffproduzenten (MSCI ACWI Commodity Producers), Hochzinsanleihen (Bloomberg Global High Yield Hedged), Investment-Grade-Anleihen (Bloomberg Global Aggregate Corporate Hedged), Staatsanleihen global (Bloomberg Global Treasury Hedged). Erträge erzielt in US-Dollar. 
Quelle: Bloomberg, FTSE, MSCI und AllianceBernstein (AB)

Deutlich höhere Anleihenrenditen haben einen der attraktivsten und expansivsten Einkommensmärkte seit Jahren geschaffen, selbst bei Emittenten höchster Qualität – ein relativ seltenes Ereignis. 

Vor diesem Hintergrund sollten Multi-Asset-Anleger im weiteren Jahresverlauf drei breit gefächerte Ertragsthemen in Betracht ziehen.

Thema 1: Höhere Renditen bringen Anleihen zurück ins Spiel

Anleihen sind dabei, ihre Wirksamkeit als Diversifikator für Aktien wiederzugewinnen. Das wurde während der Bankenkrise sehr deutlich, als Staatsanleihen sich erholten, während Risikoanlagen unter Druck gerieten. Im Jahr 2022 hatten Anleihen und Aktien gleichzeitig negative Erträge erzielt, sodass es für die Anleger kaum Möglichkeiten gab, sich zu retten. In diesem Jahr sind die negativen Korrelationen bei Staatsanleihen jedoch wieder intakt und bieten neben einem besseren Einkommenspotenzial ein besseres Gleichgewicht gegenüber Risikoanlagen. 

Auch wenn Staatsanleihen attraktiver geworden sind, ist eine sorgfältige Auswahl wichtig, da das Zinsumfeld je nach Region unterschiedlich ist. So bedeutet die aggressive Zinserhöhung in den USA, Großbritannien und Europa, dass die Zentralbanken in diesen Regionen viel mehr politischen Spielraum haben als in Ländern wie Japan, sollten sich die Wachstumsaussichten verschlechtern (Abbildung links). 

In Anbetracht des späten Stadiums des Konjunkturzyklus ist es unserer Meinung nach jetzt ratsam, eine Erhöhung der Duration (Zinssensibilität) in Betracht zu ziehen, und Staatsanleihen sind ein besonders wirksamer Ansatzpunkt. 

Auch bei Staatsanleihen ist die Auswahl der Laufzeiten entscheidend. Unserer Meinung nach ist der Bereich der Zinskurve mit einer Laufzeit von fünf bis zehn Jahren ein empfehlenswertes Segment (Abbildung rechts). Anleihen mit Laufzeiten von mehr als zehn Jahren würden unseres Erachtens nur in einem harten Rezessionsszenario einen Mehrwert bieten, was zum jetzigen Zeitpunkt weniger wahrscheinlich erscheint.

Länder- und Durationsauswahl weiterhin entscheidend
Länder- und Durationsauswahl weiterhin entscheidend

Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.
Renditeveränderung gemessen ab 1. Januar 2021.
Stand: 26. Juni 2023
Quelle: Bloomberg und AllianceBernstein (AB)

Thema 2: Qualität ist Trumpf bei Hochzinsanleihen

Hochzins-Unternehmensanleihen waren selten so attraktiv wie heute, und der ICE BofA High Yield Index wies zur Jahresmitte eine Rendite von etwa 8 % auf. 

Anleger neigen dazu, in späten Phasen des Konjunkturzyklus vor Unternehmensanleihen zurückzuschrecken, da diese Anleihen in der Regel als Erste den Druck eines Abschwungs zu spüren bekommen. Diesmal ist der fundamentale Hintergrund jedoch relativ stabil. So veranlasste die Ungewissheit über die Pandemie viele Unternehmen dazu, ihre Bilanzen und ihre Liquidität konservativ zu verwalten, obwohl die Profitabilität zu wünschen übrig ließ. Jetzt deuten ein geringerer Verschuldungsgrad und höhere Deckungsquoten zusammen mit besseren Margen, Gewinnen und Cashflows darauf hin, dass Hochzinsanleihen gut für einen Abschwung gerüstet sind (Abbildung links). 

Aber die Streuung ist erheblich, daher sollten Anleger vorsichtig sein. Wir tendieren in der Regel zum höher bewerteten Ende des Hochzinsspektrums, wie etwa zu Emittenten mit BB-Rating, die bei einer Konjunkturabschwächung weniger anfällig sind. Die Auswahl ist auch deshalb wichtig, weil ein zunehmender Anteil des Hochzinsuniversums in den nächsten zwei Jahren fällig wird, was zu einer Herausforderung werden könnte, wenn die Refinanzierungsbedingungen weiterhin ungünstig sind. Wir glauben jedoch nicht, dass dieses Risiko auf kurze Sicht zu groß ist (Abbildung rechts).

Gute Bonität, doch Refinanzierungswelle droht
Gute Bonität, doch Refinanzierungswelle droht

Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.
Rechte Seite: Durchschnittslinie berechnet vom 30. Juni 2006 bis zum 30. Juni 2023.
Stand: 30. Juni 2023
Quelle: BofA Global Research und AllianceBernstein (AB)

Thema 3: Investieren Sie für erweiterte Chancen auf dem Aktienmarkt

Obwohl der Aktienmarkt im bisherigen Jahresverlauf stark war, gab es eine große Streuung zwischen den einzelnen Segmenten. Viele der größten und leistungsstärksten Technologiewerte zahlen nur geringe oder gar keine Dividenden, sodass das Umfeld für einkommensorientierte Anleger besonders schwierig ist. 

Das sollte jedoch nicht dazu führen, unbeabsichtigte Sektorrisiken einzugehen, indem man sich ausschließlich auf dividendenstarke Aktien konzentriert. Ein breiteres Engagement in verschiedenen Sektoren und Stilen erhöht die Chancen, dass ein Teil der Aktienstrategie von den Veränderungen der Zyklen profitiert oder sich dagegen behaupten kann. Im vergangenen Jahr lagen beispielsweise Substanzwerte um mehr als 20 % vor Wachstumswerten, doch heute hat sich das Bild fast genau umgekehrt. 

Wir gehen davon aus, dass das Umfeld im Laufe des Jahres, wenn sich die Erholung parallel zu den steigenden Gewinnen ausweitet, nicht nur einer Handvoll Sektoren zugutekommen wird. Der Schwerpunkt sollte auf relativ günstig bewerteten, profitablen Unternehmen mit Cashflows liegen, die Konjunkturabschwüngen standhalten können sollten.

Gesamtbild: Wahrscheinlich ein besserer Abschluss als Start für 2023

Die Aussichten für die Weltwirtschaft und die Kapitalmärkte haben sich seit Anfang 2023 verbessert. Es gibt immer noch Ungewissheit und ein eher schleppendes Wachstum, aber wir glauben, dass robuste Beschäftigungsdaten in Verbindung mit Anzeichen einer nachlassenden Inflation die Wahrscheinlichkeit einer weichen Landung erhöht haben. 

Sinkende Inflation hat in der Vergangenheit Risikoanlagen gestützt. Auch die Einkommenssituation sieht gut aus. Die Renditen sind auf ein seit Jahren nicht mehr gesehenes Niveau gestiegen und könnten dort auch bleiben, bis die Zentralbanken mit Zinssenkungen beginnen. 

Bis dahin bieten sich zahlreiche Einkommensmöglichkeiten, aber die Anleger sollten es vermeiden, so spät im Zyklus nach höheren Renditen zu streben und zu viele Risiken einzugehen. Wir glauben, dass der beste Ansatz darin besteht, selektiv und flexibel zu bleiben und sich auf Qualität zu konzentrieren, was im Rahmen unserer drei breiteren Themen bis 2023 Hand in Hand gehen sollte.

Die in diesem Dokument zum Ausdruck gebrachte Meinungen stellen keine Recherchen, Anlageberatungen oder Handelsempfehlungen dar und spiegeln nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams bei AB wider. Die Einschätzungen können sich im Laufe der Zeit ändern.

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