Die Kosten für verschreibungspflichtige Medikamente stellen für viele US-Amerikaner eine ständige Belastung dar. Während neue Gesetze bald für Erleichterung sorgen könnten, befürchten einige Anleger, dass die Profitabilität darunter leiden wird.
Das neue US-Inflationsbekämpfungsgesetz enthält ein mehrstufiges Gebot für Pharmaunternehmen, die Preise für Medikamente zu begrenzen oder zu senken – insbesondere für Insulin und Blutverdünner, die zu den meistverschriebenen Medikamenten des Landes gehören. Wie erwartet wecken Preiskontrollen bei Anlegern die Befürchtung, dass die Unternehmen weniger Anreize haben werden, neue lebensrettende Medikamente zu entwickeln – ein kostspieliger und zeitaufwendiger Prozess.
Unserer Einschätzung nach könnte sich die Entwicklung verschreibungspflichtiger Medikamente jedoch eher beschleunigen, was auf neue Technologien und eine bessere Kosteneffizienz in den Arzneimittelpipelines zurückzuführen ist.
Niedrigere Medikamentenpreise können Umwälzungen bewirken
Das US-Gesundheitssystem ist riesig und wenig kosteneffizient. Lebenswichtige Arzneimittel sind für viele Amerikaner unerschwinglich. Etwa zwei Drittel der Privatinsolvenzen in den USA stehen im Zusammenhang mit explodierenden medizinischen Kosten. Und Millionen von Menschen, die sich ihre verschriebenen Medikamente nicht leisten können, bringen sich selbst in Gefahr, indem sie sich selbst rationieren oder auf sie verzichten.
Andererseits sind Medikamente nach wie vor kosteneffizienter als Arzt- oder Krankenhausleistungen, wenn man ihre Preise als Prozentsatz der gesamten Gesundheitsausgaben in den USA betrachtet. Die Pharmaindustrie bietet immer noch einen relativen Wert, aber sie kann sich immer noch verbessern, und wir glauben, dass das neue Gesetz dazu beitragen wird.
Der Hauptnutznießer des Gesetzes ist Medicare, der größte Einzelabnehmer von verschreibungspflichtigen Medikamenten. Durch das Gesetz erhält das staatliche Medicare-System die Befugnis, Preise auszuhandeln und Rabatte für kostenintensive Behandlungen zu sichern, was zu Einsparungen in Milliardenhöhe führen könnte. Nach Angaben des Congressional Budget Office (CBO) werden jährlich etwa 111 Milliarden US-Dollar allein für verschreibungspflichtige Medikamente im Rahmen der Medicare-Part-D-Leistung ausgegeben.
Über die Verhandlungsbefugnis hinaus wird das neue Gesetz die Kosten für verschreibungspflichtige Medikamente für Medicare-Patienten auf 2.000 US-Dollar jährlich und die Kosten für Insulin auf 35 US-Dollar pro Monat begrenzen. Es wird auch die arzneimittelbezogenen Subventionen für Versicherte des Affordable Care Act (ACA) verlängern, deren Zahl seit der COVID-19-Wirtschaftskrise sprunghaft angestiegen ist.
Profitabilität und Forschung dürften nur geringfügig beeinträchtigt werden
Während die Regulatoren die Details ausarbeiten, gibt es Bedenken, dass Preiskontrollen neue Forschung und Entwicklung (FuE), die als Lebenselixier der Branche gelten, einschränken könnten, was letztlich den Anreiz zur Innovation verringern und die Verfügbarkeit neuer Heilmittel und Behandlungen einschränken könnte.
Es ist jedoch erwähnenswert, dass die ausgehandelten Preissenkungen nur für Behandlungen der obersten Preisklasse gelten, die bereits seit einiger Zeit auf dem Markt sind: mindestens 9 Jahre für Tabletten oder 13 Jahre für injizierbare Arzneimittel. Das bedeutet, dass das Verhandlungsmandat zunächst nur für 10 Medikamente (von 20.000 derzeit von der Food and Drug Administration (FDA) zugelassenen) gelten wird, wenn es 2026 in Kraft tritt. Der Einfluss des Gesetzes auf die Zahl der neu auf den Markt kommenden Medikamente wird wahrscheinlich ebenfalls bescheiden sein. Von den 50 neuen Medikamenten, die jährlich auf den Markt kommen, wird nach Schätzungen des Congressional Budget Office (CBO) nur eines direkt betroffen sein.
Gleichzeitig wird sich die Pharmaindustrie weiter verändern, vor allem in Bezug auf die Instrumente, Fristen und Technologien, die ihr zur Verfügung stehen – alles zum Vorteil der Unternehmen, die auf der Welle reiten. Was sich unserer Meinung nach nicht ändern wird, ist die FuE-Dynamik. In Bereichen wie der DNS-Sequenzierung, der künstlichen Intelligenz und dem maschinellen Lernen, die für die Entdeckung und Entwicklung von Arzneimitteln von großer Bedeutung sind, blüht die Innovation im gesamten Gesundheitssektor auf.
Die DNS-Sequenzierung hat der pharmazeutischen Forschung einen besonderen Schub verliehen, und die Kosten für ihre Nutzung sind stetig gesunken; allein in den letzten 20 Jahren ist der Preis für das Auslesen eines menschlichen Genoms von Millionen von US-Dollar auf einige hundert US-Dollar gesunken. Die vielleicht bekanntesten Durchbrüche waren die jüngsten COVID-19-Impfstoffe, von denen einige auf der neuen mRNA-Technologie beruhen, die nun zur Behandlung von Krebs, Arthritis und anderen Krankheiten eingesetzt wird.
Intelligente Geschäftsmodelle sind nach wie vor erfolgsentscheidend
Von der Idee bis zur Markteinführung neuer Arzneimittel können bis zu 12 Jahre vergehen, wobei der Anteil kleinerer Unternehmen an der Entwicklungspipeline immer größer wird (Abbildung). Die Entwicklung von Arzneimitteln wird zwar weiterhin von großen und kleinen Unternehmen gleichermaßen vorangetrieben werden, aber die wirklich interessanten Dinge passieren bei der Gründung neuer Unternehmen und bei der Beschaffung von Finanzmitteln für die