Auswirkungen der Wahlen sind schwer vorhersehbar
Diese Trends wurden nicht von Präsidenten oder Politikern gesetzt. Dennoch haben sie tiefgreifende Auswirkungen auf den US-Wahlkampf 2020 gehabt, insbesondere die große Kluft zwischen den Parteien bei einer Reihe von Themen, von der Einwanderung über die Rassenungleichheit bis hin zur COVID-19-Krise.
Unsere Volkswirte haben Szenarien für die Zeit nach den Wahlen entwickelt, die davon ausgehen, dass das Repräsentantenhaus von den Demokraten beibehalten wird. Die Schlüsselvariable ist der fiskalische Stimulus. Wenn also die Republikaner das Weiße Haus und den Senat übernehmen (eine „rote Welle“), würde wahrscheinlich eine expansive Fiskalpolitik bestehen bleiben. Sollten die Demokraten die Präsidentschaft und den Senat gewinnen (eine „blaue Welle“), sind Erhöhungen der Unternehmenssteuern wahrscheinlich und könnten die Finanzmärkte kurzfristig belasten, aber die Fiskalpolitik würde wahrscheinlich expansiv bleiben. In anderen Szenarien, wie etwa einem republikanischen Präsidenten und einem demokratischen Senat oder umgekehrt, erwarten wir verschiedene Versionen des Stillstands.
Lassen Sie politische Erwägungen nicht Ihre Anlagestrategie dominieren
Wir raten jedoch aus mehreren Gründen davon ab, eine Anlagestrategie auf der Grundlage eines möglichen Wahlergebnisses zu entwickeln. Erstens ist die Vorhersage eines politischen Ergebnisses notorisch schwierig. Zweitens folgen die Märkte nicht immer den Erwartungen, selbst wenn man das Ergebnis richtig vorhersagen kann. Im Jahr 2016 erwarteten viele Experten, dass die Märkte leiden würden, wenn Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt würde, doch die Kurse stiegen weiter an.
Drittens kommt das, was in den politischen Trichter geht, oft ganz anders heraus. Während also wichtige politische und regulatorische Entscheidungen, die heute auf dem Tisch liegen, die Aktien beeinflussen könnten (insbesondere in Sektoren wie Technologie, Pharmazie und Energie), ist es fast unmöglich zu sagen, wie sich die politischen Prozesse entwickeln werden.
Was sollten Anleger also tun? In diesem Umfeld sollten Portfolios in Betracht gezogen werden, die Abwärtsbewegungen abfedern können, auch wenn sie nicht alle Gewinne in steigenden Märkten mitmachen. Unseres Erachtens können solche Portfolios langfristig bessere Anlageergebnisse liefern.
Um das zu erreichen, muss eine Anlagestrategie über der Politik stehen. Anstatt nach den vorherrschenden politischen Programmen zu investieren, sollten sich die Anleger unserer Meinung nach auf den Zustand der Welt konzentrieren, der diesen Programmen zugrunde liegt. Unabhängig vom Ausgang der US-Wahlen legen unsere Untersuchungen nahe, dass die Aktienerträge in den kommenden Jahren moderater ausfallen werden als in der Vergangenheit. Das liegt an den oben beschriebenen Trends in den Bereichen Verschuldung, Demografie und Geopolitik/Populismus sowie an den Auswirkungen der Pandemie.
Qualitätsaktien für unsichere Zeiten
Wenn wir die heutige Welt durch eine COVID-19-Linse betrachten, glauben wir, dass qualitativ hochwertige Aktien und thematische Portfolios ein großes Potenzial für konstante langfristige Ertragsmuster bieten können. Doch wie Sie diese Aktien auswählen, kann einen großen Unterschied machen. Beispielsweise sollten Unternehmen mit dauerhafter Profitabilität gut gerüstet sein, um Rezessionen zu meistern. Eine solide Bilanz kann einem Unternehmen helfen, durch und über die Pandemie hinaus zu gedeihen. Und hohe freie Cashflows geben Unternehmen die Flexibilität, ihre Wettbewerbsposition zu verbessern.
Viele thematische Trends werden wahrscheinlich unter jedem politischen Szenario anhalten. Im Gesundheitswesen zum Beispiel wird die Nachfrage nach digitalen Gesundheitsdaten und DNS-Sequenzierung wahrscheinlich weiter steigen, selbst wenn die Pharmaunternehmen wegen der Arzneimittelpreise unter politischen Druck geraten. Unabhängig davon, ob die nächste US-Regierung die Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels unterstützt oder nicht, wird die Nachfrage des Privatsektors nach nachhaltigem Transport und sauberer Energie anhalten.
Eine Strategie, die das berücksichtigt, kann Anlegern helfen, auch in politisch unbeständigen Zeiten den Kurs zu halten. Und das ist unserer Meinung nach sehr wichtig, denn im Laufe der Zeit waren Investments auf der Grundlage politischer Veränderungen keine gute Idee (Abbildung). Anleger sollten politische Risiken keineswegs ignorieren, aber diese Gefahren sollten als Teil einer Unternehmensbewertung und nicht als primäre Richtschnur für eine Portfolio- oder Allokationsstrategie analysiert werden.