Während die EZB ihr QE-Programm zurückfährt, erwarten die Anleger den nächsten Schritt. Wann wird QE endgültig beendet? Und wie werden Europas Anleihenmärkte reagieren?

IST DAS ENDE NÄHER ALS VOM MARKT ERWARTET?

Die EZB hat damit begonnen, den Umfang ihres grossen Anleihenkaufprogramms („Quantitative Easing“, QE) zu reduzieren, in dem sie die monatliche Summe von 80 auf 60 Milliarden Euro gesenkt hat. Angesichts verbesserter konjunktureller Aussichten und einer aufflackernden Inflation in Europa sind, grössere politische Turbulenzen einmal ausgeschlossen, weitere Kürzungen fast unumgänglich.

Die EZB wird alles tun, damit das “Tapering” (Abschwächen) des QE-Programms sowohl umfassend angekündigt wird als auch schrittweise erfolgt. Der Bank ist bewusst, dass Überraschungen schädlich sein können. Als die US-Notenbank (Fed) im Frühjahr 2013 die Märkte mit ihrer Ankündigung überrumpelte, in den kommenden Monaten ihr QE-Programm zurückzufahren, löste dies einen wahrhaften Crash am Anleihenmarkt aus: die 10-Jahres-Renditen für Treasuries sprangen um mehr als 1,3 Prozentpunkte hoch.

Diese Erfahrung zeigt, wie hochnervös die Märkte auf den geringsten Hinweis auf eine Straffung der Geldpolitik reagieren. Wenn die Tapering-Vorankündigungen der EZB beginnen sollten die Anleger mit einem Anstieg der Renditen für Staatsanleihen rechnen. Das könnte dazu führen, dass die Negativrenditen der sichersten europäischen Anleihen ein Ende finden, und die Risikoaufschläge (Spreads) ansteigen. Wir glauben, dass Anleger ab Juni mit ersten Verlautbarungen der EZB rechnen sollten, selbst wenn die tatsächlichen Reduzierungen erst einige Monate später erfolgen.

Ein klares Signal der EZB abzuwarten könnte Anleiheninvestoren teuer zu stehen kommen. Wir raten daher dazu, sich bereits jetzt auf eine veränderte Marktdynamik einzustellen.

RUNTER MIT DER DURATION

QE hat die Anleger dazu gezwungen, mehr Credit-Risiken einzugehen, und auch längere Laufzeiten in Betracht zu ziehen. Das hat die Renditen der europäischen Anleihen bester Bonität eingedampft, und die Zinskurve verflachen lassen. Somit erscheinen einige langlaufende Anleihen mit hoher Bonität als besonders anfällig. Anleger können sich entsprechend positionieren, indem sie langlaufende Anleihen zugunsten kurzfristigerer Papiere verkaufen. Damit schützen sie sich vor einer steileren Zinskurve und fallenden Kursen für Langläufer.

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Selbst bei steigenden Staatsanleihenrenditen bleibt der Ausblick für High-Yield-Papiere allgemein positiv. Die Konjunktur tendiert positiv, der Verschuldungsgrad moderat und die Emissionstätigkeit gering. Das Gros neuer Anleihen wird zur Refinanzierung bestehender Schulden verwendet. Daher dürften die Ausfallquoten kaum ansteigen. Und High-Yield-Anleihen entwickeln sich in einem Umfeld von anziehender Konjunktur und steigenden Zinsen meist gut.

VERÄNDERUNGEN NUTZEN

Der Markt ist in Bewegung. Anleihenanleger mit Fokus Europa und hoher Auswahlfreiheit bezüglich Sektoren und Bonitäten könnten dies für sich nutzen. Zu den wahrscheinlichen Profiteuren eines steigenden Zinsumfelds gehört der Finanzsektor. der so lange unter extremen Margendruck durch die ultralockere Geldpolitik litt. Hinzu kommt, dass diese nicht Bestandteil des EZB-QE sind, und daher auch nicht unter einem „Tapering“ leiden sollten

Anstatt zu spekulieren, wann genau nun die EZB den QE-Hahn zudrehen wird, sollten Anleger unserer Ansicht nach ihre Anleihenportfolios ab sofort darauf vorbereiten. Wir glauben, dass mit einem flexiblen und selektiven Ansatz Erträge zwischen 3 und 5 Prozent weiterhin möglich sind.

Die hier geäusserten Einschätzungen und Meinungen sind weder Analysen noch Investmentberatung oder Anlageempfehlungen. Sie geben nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams von AB wieder. AB ist von der britischen Finanzmarktaufsicht genehmigt und wird von ihr beaufsichtigt.

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