2015 war kein einfaches Jahr für den Anleihenmarkt. Anleger sahen sich weltweit mit niedrigeren Wachstumsraten konfrontiert, geringerer Liquidität an den Märkten und einer drohenden Zinserhöhung in den USA. Auch, wenn die vergangenen Monate zahlreiche Herausforderungen mit sich brachten, man konnte viel von ihnen lernen und hat nun Erfahrungswerte, die auch 2016 eine wichtige Rolle spielen.

1) US-Notenbank Fed hebt Leitzinssatz an. Die Fed hat Mitte Dezember eine Zinswende eingeläutet und den Leitzinssatz um 0,25 Basispunkte erhöht. Die straffere Geldpolitik wurde bereits im Vorfeld durch eine Reduzierung der Staatsanleihenankäufe eingeläutet. Als Reaktion auf den stärkeren US-Dollar und die regelmäßigen Abverkäufe an den Anleihen-, Aktien- und Rohstoffmärkten hat sich der Markt bereits während der letzten zwölf bis 18 Monate an die strafferen Bedingungen angepasst.

2016 könnten die Dinge komplizierter werden: Sollte die Bilanz der Fed zu schrumpfen beginnen und die Zinsen weiter steigen, würde dies zu Dollar-Abflüssen im globalen Finanzsystem führen. Man könnte sagen, die Dollar-Liquidität könnte zurückgehen und vor allem diejenigen unter Druck setzen, die den Dollar besonders brauchen, nämlich beispielsweise Darlehensnehmer aus Schwellenmärkten. Auch die Vermögenspreise und die Handelsliquidität könnten unter der neuen Geldpolitik leiden, was uns zu unserer zweiten Lehre führt:

2) Anleihenanleger sehen sich einer neuen Wirklichkeit ausgesetzt: geringer Liquidität. Ein Mangel an Liquidität an den Anleihemärkten (auf Englisch) ist seit der weltweiten Finanzkrise ein wesentliches Thema. Bislang haben ihm die meisten Anleger jedoch nicht viel Aufmerksamkeit get. Das könnte sich 2016 ändern. Wenn durch die straffere Geldpolitik der Fed weitere Liquidität aus dem US-Dollar abgezogen wird, könnte die Handelsliquidität weiter austrocknen. Der Handel mit Anleihen ohne größere Kurseffekte würde noch schwieriger werden. Dennoch: Anleger, die das Liquiditätsrisiko gut im Griff haben, können durchaus Gewinne erzielen (auf Englisch). Entscheidend wird sein, einen Manager zu haben, der über die nötigen Voraussetzungen verfügt.

3) US-Wirtschaft schlägt Kurswende ein. Aber werden die Märkte in der Spur bleiben? Nach der globalen Finanzkrise verbrachten die US-Banken Jahre damit, ihre Wunden zu lecken und Kredite zu verweigern. In letzter Zeit hat sich das geändert. Die Wirtschaft hat einen Gang zugelegt und damit der Zinserhöhung durch die Fed den Weg bereitet. Aber was, wenn die Fed ihre Geldpolitik im Jahr 2016 weiter anzieht? Wird das die globalen Finanzmärkte zum Straucheln bringen? Schwer zu sagen, aber man sollte diese Möglichkeit auf jeden Fall im Auge behalten.

4) China setzt Neuausrichtung erfolgreich fort. Die chinesische Wirtschaft wächst langsamer, das ist nicht zu leugnen. Gleichzeitig aber entwickelt sie sich von einer exportorientierten Volkswirtschaft zu einem konsum- und dienstleistungsorientierten Wirtschaftssystem. Viele Beobachter haben dies schlichtweg übersehen. Etwa weil ein Großteil der westlichen Unternehmen in der chinesischen Schwerindustrie tätig ist, die mit zahlreichen Problemen zu kämpfen hatte. Der IWF hat den Renminbi zur Leitwährung erhoben, was die Präsenz Chinas in den globalen Anleihenindizes weiter erhöhen dürfte. Und US-Investoren anlockt. Unserer Meinung nach stehen die Chancen für einen zyklischen Aufschwung in China 2016 gut (auf Englisch).

5) Meiden Sie ETFs, wenn Sie höhere Erträge erzielen möchten. Im vergangenen Jahr drängten Anleger regelrecht in hochverzinsliche börsengehandelte Fonds (ETFs). Diese Eile könnten sie unter Umständen bereuen: Die passiv verwalteten ETFs weisen teilweise einen schlechten Track Record auf und verzeichnen im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds auf lange Sicht eine schlechtere Performance (auf Englisch).

Hochverzinsliche Anlageinstrumente zeigen ähnliche Renditen wie etwa Aktien und das bei geringerer Volatilität. Zudem korrelieren sie nicht mit Zinssätzen. Allerdings ist der Markt komplex, relativ illiquide und schwer zu steuern. Aktive Vermögensverwalter haben hier einen entscheidenden Vorteil gegenüber indexnachbildenden, passiv gesteuerten ETFs. ETFs können sicherlich für kurzfristige taktische Trades nützlich sein. Suchen Sie als Anleger aber hochverzinsliche Anlageinstrumente, halten wir ETFs für den falschen Weg.

6) Schauen Sie über den Tellerrand. Anleger neigen dazu, Anleihen ihrer Heimatländer zu bevorzugen. In der Vergangenheit erzielten globale Anleihen – vorausgesetzt, sie sind in der Heimatwährung des Anlegers abgesichert – vergleichbare Renditen wie inländische Anleihen und zeigten eine geringere Volatilität. Zudem lassen sich mit ihnen wirtschaftliche und Zinsrisiken streuen. Gerade mit Blick auf die unterschiedliche Handhabung bei geldpolitischen und wirtschaftlichen Fragestellungen kann dies von entscheidender Bedeutung sein: Während die Fed ihre Geldpolitik aktuell drosselt, hält Japan seinen Kurs bei. EZB-Chef Mario Draghi hingegen hat angedeutet, das Anleihekaufprogramm weiter auszuweiten.

Der Anleihenmarkt wird 2016 nicht einfacher werden. Das bedeutet aber nicht, dass Sie sich als Anleger von Anleihen abwenden sollten. Stellen Sie sich breit auf. Und entscheiden Sie sich für einen Portfoliomanager, der flexibel genug ist, das Risiko zu reduzieren, ohne Chancen zu vergeben.

Die hier geäußerten Einschätzungen und Meinungen sind weder Analysen noch dienen sie als Investmentberatung oder Anlageempfehlung. Sie geben nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams von AB wider.

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